Real Gone
Tom Waits
Tom Waits ist Tom Waits ist Tom Waits. Dieser Befund in Anlehnung an einen Satz von Gertrude Stein ist erst einmal völlig wertfrei gemeint. Tom Waits gehört ebenso wie die seligen Ramones und die unseligen Status Quo zu jenen Künstlern, die sich von Platte zu Platte mit stets nur unmerklichen Veränderungen fortbewegt haben. Das heißt im Falle von Real Gone, dass wir es mit einer altbewährten Tom-Waits-Platte zu tun haben, die ein Rezensent problemlos mit all den Attributen versehen kann, die er auch schon für vorausgegangene Platten verwendet hat, einschließlich wiederkehrender Namen, darunter Marc Ribot an der Gitarre. Und doch gibt es Verschiebungen in den Nuancen. Waits scheint darum zu wissen, dass er längst ein sofort erkennbarer Markenartikel ist, und hat deshalb auf Real Gone oft auf auskomponierte Stücke verzichtet. Vieles klingt ungehobelter denn je, alleine die ersten beiden Tracks drehen sich wie Loops im Kreise, sind nicht Songs, sondern Songschleifen, auf denen Waits unentwegt die immer gleichen unverständlichen Laute krakeelt. Und auch die eher konventionellen Nummern klingen südstaatiger denn je, von Hitze an den Rändern angebleicht und von Voodoo-Geistern durchgeschüttelt, fahrig, todestrunken und also alles in allem ganz schön im Arsch. Tom Waits kennt sich und sein Publikum, hat keinen Imagewandel mehr nötig und erstaunt gerade deshalb dadurch, den eigenen Stil noch einmal um ein paar Drehungen weiter ins Delirium geschraubt zu haben.