Totgesagt und so
Therapy? live!
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Von solchem Publikum können die meisten Bands nur träumen. Kaum legen Therapy? mit "Sprung", dem ersten Lied des neuen Albums "One Cure Fits All" los, tobt schon der Saal. Überzeugen muss das Trio an diesem Abend niemanden; wer sich hier eingefunden hat, weiß, was ihn erwartet, und Therapy? enttäuschen nicht. Mit trockenem Humor und ordentlich Spaß an der Sache spielen sie sich zunächst durch eine Mischung brandneuer Tracks wie "Rain Hits Concrete" oder "Our White Noise" und alt gedienter Favoriten wie "Knives" und "Screamager". Beides wird gleichermaßen begeistert aufgenommen, und selbst anfängliche Soundprobleme und ein paar ziemlich schräge backing vocals tun der Stimmung keinen Abbruch. Die jüngere Bandgeschichte ist unter anderem mit "If It Kills Me" und einer verjazzten Version von "Rock You Monkeys" vertreten, aber auch uraltes wie "Teethgrinder" kommt in bewährter Spielfreude zum Einsatz, bevor die Band sich mit "Walk Through Darkness" vorläufig verabschiedet. Dass das der anwesenden Fangemeinde nicht reicht, ist klar, und so sind die Jungs alsbald wieder da und holen sich, weil Andy angeblich den Text nicht mehr weiß, für "Femtex" einen Freiwilligen auf die Bühne. Der kann zwar nicht singen, aber darum gehts ja auch gar nicht. Auf Augenhöhe mit ihrem Publikum sind Therapy? in ihrem Element. Ihre kategorische Weigerung, sich selbst übermäßig ernst zu nehmen, macht ihre Live-Auftritte zu einem Vergnügen - weit über das Musikalische hinaus. Und so müssen sie auch noch eine weitere Zugabe geben, bevor sie endlich in ihren Tourbus dürfen. Für eine so oft totgesagte Band ist hier noch eine Menge Leben drin.