It\'s a Wonderful Life
Sparklehorse
Es gibt viele Gründe, sich als Musiker der Lo-Fi-Generation vom Dogma des Minimalismus zu verabschieden. Man hat plötzlich Geld zum Beispiel, oder man will plötzlich welches. Was Mark Linkous dazu trieb, sein Projekt im Geiste des Max-Goldt-Slogans "Bejubel den Pomp, verschmähe die Dürre" zu neuen Ufern zu rudern, müssen wir nicht wissen, um angesichts der Platte "It's a Wonderful Life" in freudige Erregung zu geraten. Sie ist der Beweis dafür, dass eine aufwendige Umsetzung unaufwendiger Lieder nichts mit Überproduktion zu tun haben muss. Die unglaublich liebevollen Streicherarrangements, an denen wahrscheinlich auch Elvis Costello nichts zu nörgeln hätte, will man sich ebenso wenig wegdenken, wie die Mitchel Froom-mäßigen Spielereien beim Schlagzeug. An Lo-Fi erinnert nur noch der leise, aber verzerrte Gesang (ihr wisst schon - den Mund ganz nah am Kasettenrecorder-Mikro), und letztendlich hat man das Gefühl, dass das Potential von Mark Linkuous' bizarren Edelfolksongs erst jetzt voll ausgeschöpft wird. Deren - wie gewohnt sinistere und unendlich langsam vorgetragene - Naturlyrik macht sich noch abgefahrener denn je im Rampenlicht der neuen Ästhetik, in dem nicht nur Sparklehorse selbst stehen. Denn die Gästeliste füllen unter anderem PJ Harvey, Cardigans-Sängerin Nina Persson und last, but auf keinen Fall least - Tom Waits. Dass sich der Glamour dieser Namen dazu eignet, ansonsten vom Charme der kruden Gruppe unbeleckt bleibende Hörer anzufixen, ist ebenso wahrscheinlich wie schwer zu hoffen.