So wars in Köln: Kontrastreich
Archive & Orchestra live
Köln am 11.11. ist reich an absurden Szenen. Ein Besuch der Kölner Philharmonie an diesem Tag verspricht einen ähnlich starken Kontrast wie man ihn vom Zusammentreffen eines Orchesters mit einer Band erwarten kann. Doch das Publikum lässt den Karneval an der Tür zurück und verkriecht sich in die Parallelwelt, während auf der Bühne E- und U-Musik verschmelzen und etwas Neues, Großes schaffen. Die für Archive häufig gebrauchte Betitelung »Musikerkollektiv« mag Ausdruck eines schwer zu fassenden, heterogenen Stils sein, trifft aber am heutigen Abend durch die Untermalung mit dem Supersonic Symphony Orchestra besser als jemals zuvor zu. Das ohnehin dichte Songwriting, vielleicht die konstanteste Größe in der Stilentwicklung von Archive, macht keine großartig neuen Arrangements nötig, nicht einmal für ein rund zwei Dutzend Menschen fassendes Orchester mit Streichern, Bläsern und einer Pauke. Vielmehr nisten sich die neuen Instrumente dort ein, wo sie gerade hin passen, dienen häufig als Substitut für elektronische Parts und erzeugen eine beeindruckende Dimensionserweiterung.
Es ist ein kleiner Trip, zu dem die Musiker über ihre Lieder in dem festlichen Saal einladen. Ein Trip, der mit dem pumpenden »Numb« endet, zu dem die Menschen vor Begeisterung von ihren Sesseln aufgestanden sind, der Dirigent die Zügel losgelassen hat und sein Orchester immer weiter nach vorne kitzelt, Archive sich ekstatisch in den Sound legen und die Philharmonie zu beben scheint. Ein perfekter Abschluss für diesen Abend. Draußen erwartet die Besucher dann wieder eine ganz andere Art von Trip. Eine wirklich ganz andere…