Leopard II
Kolossale Jugend
Mann, Mann, was für Legenden, was für eine Legendenbildung. Wo solls anfangen? Bei den Sternen und rund um neunzehn neunzig. Man hörte von einem neuen Sound aus Hamburg, ließ ihn sich sperrig von der Spex der Zeit erklären. Dann sah man in kleinen Clubs Frank Spilker, den zwei Meter großen Beißer, und hörte, wie die Band deutsche Texte mit Funk und linker Attitüde verband. Das hatte Groove und manifestierte sich in der Platte Fickt Das System. Mit Tracks wie Baustoffhandel 1. Stock oder auch Wichtig. Verstörend und sexy und neu. Ähnliches traf auch auf Leopard II zu. Nur sexy wollte der zweite Wurf der Kolossalen Jugend irgendwie nicht mehr sein. Er wollte viel eher einfach mehr, als Songs und Band hergaben. Und so bleibt Leopard II wie Fickt Das System neu aufgelegt ein bedeutendes Hamburger Referenzmonster von Album. Und das ist doch auch schon mal einiges. Dass Hamburg immer noch ein bisschen Herrschaftsansprüche in Bezug auf den ästhetischen Diskurs hegt, wird deutlich bei dem Maxi-Bonbon zu den Kolossale-Jugend-Reissues (die Wiederauflage des Debüts fand im Vormonat statt). Hier geben sich noch mal diverse forderungsaktive Allstars der Stadt (plus Geschwister im Geiste wie Von Spar, Melissa Logan etc.) die Ehre. Sechs unterhaltsame und hysterische Versionen feat. Helgoland, Masha Qrella, Ted Gaier, Fuhlbrügge höchstselbst, Egoexpress, La Hengst und La Ehlers. Noch mehr aus dem Kolossalen-Dunstkreis: Fuhlbrügge veröffentlicht mit seiner Peer-Group unter dem Namen Novack kommerziell marginale Singles aber soundtechnisch durchaus zentral. Höhenlastiges Schwurbeln ähnlich wie Porno Pop, Tumor oder seltener Ter Kleene Muck. Das alles exklusiv mit Auto-überrolltem Single-Cover.