INTRO – Über 27 Jahre dein Magazin für Popkultur und Kontrollverlust.
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Wohl jeder hat
so eine Band, die man einfach nur verehrt, aber gar nicht wirklich greifen
kann. Kiesgroup sind so eine Band – zumindest für mich. Seit dem Album »Das
Leben als Umweg zwischen Nichts und Nichts«, das alleine wegen seines Titels
Pflichtthema an Schulen sein sollte, kann ich als Kölner meine Aversion gegen
die schönere, coolere Stadt 30 km weiter den Rhein hinauf abmildern. Auf der
neuen LP »Eulen und Meerkatzen« übertreffen sich die Jungs um den Songwriter
Andreas van der Wingen mal wieder selbst. Man findet hier noch uncoolere und
noch bessere Perlen des deutschsprachigen Pop: Gelogen unpolitische, nur
scheinbar unpunkige, möchtegern-hochliterarische, dialektisch-materialistische
Darstellungen der Realitäten der Berliner Republik. Deutschland, wie es nun Mal
ist: Biedermeier und muffig. So wie Till Eulenspiegel in der Geschichte um die
Eulen und die Meerkatzen verkaufen Kiesgroup eine höhere Wahrheit und uns
natürlich gleichzeitig für dumm. Ihr musikalisches Gerüst sind durch die Mangel
gedrehte Chanson-Schlagerstrukturen, vermengt mit Bass, DIY-Sounds und
Synthesizer-Melancholie.
Vielleicht ist das nun der große Wurf, der dieser Band
schon so lange zusteht. Wahrscheinlich aber nicht. Denn es warten an jeder Ecke
dumme, missgünstige Bäcker, die den wahren Wert erst nicht erkennen und dann
auch noch sauer werden. Kiesgroup erinnern daran, dass wir häufiger mal bei
Eulenspiegel reingucken sollten, um diese Gesellschaft zu verstehen. Anscheinend
hat sich wenig geändert in deutschen Landen.
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