Viele Ebenen, viele Elemente
Jazzanova – Last, at last
Würden James Last und Bert Kaempfert, die Könige des Easy Listening, heute noch Musik machen – wären sie dann Mitglieder bei Jazzanova? Und wäre das nicht vielleicht, ganz unironisch, der leichteste Sound der Welt, eine selbstbewusst das Klangtapeten-Sein annehmende Klangtapete? Musik, die, wie Kaempfert mit Chuzpe von seinem Werk sagte: einfach nicht stören will – die ehrgeizigste Anforderung an Musik, die denkbar scheint? Nein, nicht mit Jazzanova!
»Sexy Elevator Music«, wie die Gruppe oft genug verstanden wurde, wollen sie nämlich ganz und gar nicht sein, sagt Produzent Stefan Leisering. Gegründet wurde die Gruppe, die neben Leisering und Ko-Produzent Axel Reinemer aus drei DJs besteht, Mitte der Neunziger. Auch sie war ein Teil der Goldenen Ära der Berliner Clubkultur, wenn auch nicht der ravigste: Jazzanova waren eher die lokale Version der Wiener NuJazz-Ikonen Kruder & Dorfmeister, Lounge-Musik für das Ende der Geschichte. Allerdings, so betont Leisering: »Wir haben uns nie als Acid Jazz verstanden, wir sind eher dem HipHop verwandt, dem Sampling, ungefähr wie DJ Shadow.« Auf ihrem Label Sonar Kollektiv veröffentlichten entsprechend auch Bands wie das House-Duo Âme oder die Reggae-Jazzer Fat Freddy’s Drop.
Dennoch: Zu harsche Störfeuer darf man bei Jazzanova nicht erwarten. War das letzte Album »Of All The Things« ein Versuch, »die Soundwelten aufzunehmen, die wir gerne auf Platte gefunden und als Samples benutzt hätten«, will das nach zehn Jahren Longplayer-Pause jetzt erscheinende »The Pool« an den Sound der Anfangstage anschließen, elektrischer, samplelastiger sein. »Jemand, der kantigeren Pop, Soul oder Funk hört, wird sich hier wohlfühlen«, sagt Leisering. »Wir haben viele Ebenen, viele Elemente, man kann immer Neues entdecken. Und ich habe trotzdem das Gefühl, dass es ein einfacheres Jazzanova-Album ist als die davor.« »Aber viel intensiver«, ergänzt Reinemer. »Wir wollten nie Musik machen, die nur schöne Farben erzeugt und unterhält.«