Here There
Iso 68
Here There ist eine Duett-Platte nämlich die von Florian Zimmer (Lali Puna) und Thomas Leboeg (Kante). Doch man merkt es kaum. Sie könnte auch einem einzigen Brain entsprungen sein, so klar ist ihr Flow. Moderne Kaffeehausmusik gedämpft kreiseln die Loops, Geigen werden gezupft, ein Klavier lässt Zucker in die Tassen rieseln. Zartbitterschokolade gefällig? Hier kommt sie schon. Nichts wird einem aufgedrängt. Doch der Sog nimmt zu. Spätestens ab Track #3 ist man willens und bereit, mit Iso 68 im Ohr durch menschenleere Straßen zu streunen, Haare im Wind, dem Brausen der Nacht entgegen. Ein raffiniert einschmeichelndes Album der leisen Töne leider ist es ein wenig zu kurz. Ähnlich looplastig, wenn auch weniger harmonieverliebt: Medusa, das Projekt von Gerald Lindhorst und Andreas Brüning (der nicht nur exzellent Bass spielt, sondern auch für Intro in die Tasten haut). Worum es den beiden geht, verrät das Bild auf dem Cover: ein Stausee, in dessen Mitte ein einsamer Kirchturm durch die Wasseroberfläche ragt. Kein Gemälde von De Chirico, sondern reales Fotomotiv wer mal über den Reschenpass nach Südtirol gekurvt ist, wird den gruseligen Anblick kennen. Alle anderen wissen hoffentlich, wer Medusa war: das schlangenköpfige gorgonische Flugmonster aus der griechischen Sage, bei dessen furchtbarem Anblick jeder zu Stein erstarren musste. Held Perseus wandte bei Medusas Enthauptung einen genialen Trick an: Er schaute weg, als er zuschlug. Das Rad der Zeit zurückdrehen, um Versunkenes nach oben zu holen, ist die erklärte Mission der Band. Handverlesene Samples, die man alle kennt, deren Ursprung man aber vergessen hat, drängen auf der Folie mahlender Downtempo-Beats nach vorn nicht nur für ein paar schicke Sekunden, sondern oft über die gesamte Tracklänge hinweg. Engagiertes Referenzen-Puzzlen führt so zu einer sehr persönlichen Version von Musikgeschichte.