Glass Swords
Rustie
Der Beat torkelt betrunken wie eine Schnapsdrossel nach Sperrstunde um das Metrum, hangelt sich an den Taktschlägen entlang, als wären es Straßenlaternen, und entledigt sich an jeder Straßenecke in regenbogenfarbenen Breaks seines Mageninhalts. »Wonky« wurde der Genre-Bastard mit den Gleichgewichtsstörungen vor einigen Jahren getauft, und mit »Glass Swords« steht nun das Debütalbum eines seiner liebsten Sprösslinge an.
Ganz so wacklig klingt das hier alles nicht mehr, der sogenannte »Human Touch« weicht ein Stück weit den Maschinengewehr-Grooves des Südstaaten-HipHop im Allgemeinen und dem hyper-artifiziellen Duktus der Crunk-Musik im Speziellen. Darüber hinaus lebt der junge Schotte Rustie sein Faible für extrem überzeichnete R'n'B-Versatzstücke und schmalzigen Plastik-Pop auf »Glass Swords« aus. Im krassen Gegensatz zur Sample-Wahl stehen die extrem wuchtigen Schlagzeug-Arrangements, die mit ruhelosen Snare-Rolls, bombastischen Tom-Breaks und penetranter Becken-Malträtierung alles Erdenkliche aus dem Drumcomputer holen. Dieser enervierende wie faszinierende Ansatz klingt wie das Echo einer Generation, die zwischen digitaler Maßlosigkeit und frei zugänglichen Kultur-Archiven aufgewachsen ist und demnach keinen Unterschied zwischen kommerzieller Pop-Musik und elaboriertem Untergrund macht - dafür aber im Taumel der Möglichkeiten unentwegt gängige Konventionen aufbricht.
In drei Worten: PLASTIK / ADHS / CHAOS