Annie \'\'DJ-Kicks\'\' Release Party & Surroundings
Datarock und Dadarock
17.10.2005, Norwegen, Bergen, Landmark
In ihrer Heimstadt Bergen feierte das Mädchen mit dem beneidenswerten Namen Anna Lilia Berge-Strand, kurz Annie, die Veröffentlichung ihrer DJ-Kicks Compilation im kleinen Rahmen bzw. Café und mit geheimen Livegästen, um die Veranstaltung ein bisschen exklusiv zu machen. Rein kam nur, wer ein Ticket für das am folgenden Wochenende stattfindende Elektronika-Festival hatte, bei dem neben "unseren" Kissogram auch die Postpunk-Legende E.S.G. auftrat, oder vielleicht mit Mikal befreundet ist. Mikal Telle ist nicht nur Betreiber des Elektronik-Labels Telle Records, sondern auch ein überaus netter Schluffi, der hier und da hilft, diese oder jene Party veranstaltet, selbst Platten auflegt, kurz: einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt, dass die zweitgrößte Stadt Norwegens mit ihren vielleicht nur 100.000 Einwohnern im Stadtgebiet eine Szene hat, hinter der sich hiesige Studentenstädte vergleichbarer Größe mal eben ganz schnell verstecken können. Vielleicht ist es auch der viele Regen (mit 280 Regentagen pro Jahr ist Bergen der europäische Spitzenreiter), der die Leute antreibt. St.Thomas hat hier eine Zeitlang Musik gemacht, die Kings of Convenience kommen von hier, Röyksopp, Ai Phoenix und nicht zuletzt Datarock, die dann auch der fulminante Livegast bei der Releaseparty waren. Datarock beim Sonar Festival in Barcelona 2003 hochgelobt, beim Öyafestival diesen Sommer in Oslo die verdammten Abräumer mit ca. 15 Leuten auf der Bühne (hier zum Nachlesen) sind mit ihrem Madchester-Smasher "Fa Fa Fa" auch auf der DJ-Kicks vertreten, und ihr Sänger Fredrik veröffentlichte bereits 2001 eine Splitsingle mit Annie. Ihm ist auch die regelmäßige Veranstaltung "Fredriks Wonderful Evening" zuzuschreiben, deren Ausgabe am Vortag der Releaseparty mit einem Auftritt der japanischen Dada-Punk-Band Afrirampo hier unbedingt auch noch Erwähnung finden muss. Da war irgendwas mit Designerstühlen, die zu einem Berg gestapelt wurden. Da war irgendwas mit einer Gitarre und Teilen eines Drumsets, die daraus hervorragten. Da war irgendwas mit zwei ca. 1,50m großen Frauen mit Wikingerhelmen und roten Babydolls, die am Boden lagen und wie am Spieß schrien.
Als die Releaseparty anstand, waren also alle schon ordentlich warmgefeiert. Dass Datarock in Standardbesetzung zu dritt, doch keinesfalls weniger mitreißend als in Oslo - die eigentlichen Stars waren, sah man schon am sprunghaften Absinken der Besucherzahl nach deren Auftritt. Macht nichts, so hatte man wenigstens mehr Platz zum Tanzen. Annie und die diversen internationalen Gast-DJs machten eine lustige, sympathische Party, ohne zuviel Augenmerk auf Übergänge und ähnlichen Nerdkram zu richten. Dafür durfte man dann schon mal Luftgitarre zu AC/DC spielen, und sogar Erlend Øye ließ sich auf der Tanzfläche blicken.
Mehr zu Annie als DJ in der Nachlese im Dezember-Intro.