Von Müttern und Würsten
Hausbesuch im Vinylpresswerk
Die optimal:media GmbH ist mit rund 650 Angestellten größter Arbeitgeber der Region. Die 100%ige Tochter des Edel-Konzerns fertigt neben hochwertigen Drucken, CDs, DVDs und Blu-rays auch Vinlyschallplatten. Wenn man also nachfragen will, ob der selbst in den Wirtschaftsteilen großer Tageszeitungen ausgerufene Run auf Vinylalben tatsächlich existiert, ist man hier an der richtigen Adresse. Bei einem Besuch merkt man schnell, dass dieses Geschäft ein recht eigenwilliges ist. Andreas Kohl, zuständig für den Kundenservice im Datenträgerbereich, erklärt die einerseits vorteilhafte, andererseits nicht unproblematische Geschäftslage so: » Wir beobachten den Markt sehr genau und stehen auch in Kontakt mit vielen Vertrieben, anderen Presswerken und Studios. Die Branche geht davon aus, dass wir seit Mai 2014 in einer Situation sind, in der die globale Nachfrage die globalen Kapazitäten übersteigt. Eigentlich hätte sich das nach den Gesetzen des Marktes Ende 2014 wieder einpegeln müssen, aber bisher hat es das nicht getan.« Sagt’s und führt uns durch das Vinylpresswerk. Ihm zur Seite steht Petra Funk, Assistentin der Geschäftsführung und für die PR des Hauses zuständig. Auch sie macht deutlich, dass diese Situation natürlich eine wirtschaftlich luxuriöse, aber eben nicht unkomplizierte ist: »Wir arbeiten seit Mai 2014 im Vierschichtbetrieb, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. An Ostern und Weihnachten versuchen wir, zwei Tage freizumachen. Theoretisch könnten wir auch da weiterarbeiten, aber das wollen wir unserem Personal nicht zumuten. Es ist so schon schwer genug, Personal zu finden.«
Die Firma optimal:media hat bereits 1995 mit der Vinylpressung begonnen. Aber so ganz wusste man damals nicht, worauf man sich da einließ. »Eigentlich war es lediglich unsere Philosophie, dass man in unserem Hause die volle Produktpalette anbieten wollte – also neben digitalen Datenträgern auch analoge. Ein wenig Liebhaberei spielte natürlich auch mit rein, aber inzwischen ist Vinyl ein wichtiger Umsatzträger.« Zwar sei die CD-Fertigung noch immer der Hauptschwerpunkt, mit dem Geschäftsjahr 2014 als bisher bestes Ergebnis, aber mittlerweile mache die Vinyl-Produktion rund 30% des Umsatzes aus. Während man damals mit zwei Maschinen gestartet hatte, habe man seit 2013 rund 30 Maschinen im permanenten Einsatz mit einem Output von rund 17 Millionen Schallplatten im Jahr. »Und es reicht immer noch nicht«, so Petra Funk.
Für den Record Store Day in diesem Monat sind übrigens keine Engpässe zu befürchten: »Nachdem es im letzten Jahr wirklich haarig wurde, haben wir für 2015 schon im November mit unseren Kunden gesprochen, um die Aktionen und Sonderveröffentlichungen zu planen. Wenn jetzt noch einer anruft, sagen wir dann auch schon mal: ›Tolle Idee, machen wir dann 2016.‹«