INTRO – Über 27 Jahre dein Magazin für Popkultur und Kontrollverlust.
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Soul,
Skinheads und Stilikonen. Tobi Dahmen veröffentlicht mit seiner
autobiographischen Graphic Novel »Fahrradmod« einen der besten deutschsprachigen
Comics des Jahres.
2007 startete Tobi Dahmen sein Mammutprojekt. Zunächst
seitenweise auf seinem Blog veröffentlicht, ist es nun endlich geschafft:
»Fahrradmod« liegt als über 400 Seiten langes Hardcover bei Carlsen vor. Darin
hangelt sich der Autor und Zeichner an der eigenen Biographie entlang durch verschiedene
Jugendkulturen. Aufgewachsen in der Langeweile einer westdeutschen Kleinstadt
der Achtziger, führt Dahmens Gefühl der Andersartigkeit schnell zur
Begeisterung für die Mods, ihre Musik und ihr Auftreten. Aus Jugendfreunden
werden suburbane Stilikonen und schon bald wirkt der Druck elitärer Szenecodes
abschreckend auf den jungen Mann. Einmal in der Subkultur verortet, beginnt der
Teenager eine Suche nach Zugehörigkeit, die ihn über ein Zwischenspiel als Skinhead
zu den Scooterboys führt, bevor Dahmen schlussendlich wieder im Mod-Lager landet.
Oder genauer gesagt: zum Takt eines Northern Soul-Hits auf der Tanzfläche.
Musik spielt erwartungsgemäß eine der Hauptrollen in
»Fahrradmod«, dessen Titel darauf anspielt, dass der Autor nie einen
Rollerführerschein machte. Dahmen zitiert Klassiker aus Soul, Ska, Psychedelic
Rock und stellt den Kapiteln über eigene Erfahrungen stets eine Episode aus der
Entstehungszeit der jeweiligen Subkultur voran. So erhält der Leser neben einer
sehr persönlichen Geschichte ein solides Grundwissen für zukünftige
Kneipengespräche.
Dahmen erzählt seine Geschichte mit viel Liebe, und bei
aller Verklärung vergisst er nie den reflektierenden Blick auf die eigene
Vergangenheit, deren Entscheidungen die Gegenwart des Autors bestimmen. Stets
getrieben von der Frage, warum auch nach über zwanzig Jahren seine Begeisterung
für Mod und co. ungebrochen ist. Selbst wenn man noch nie auf einem
Mod-Weekender war oder mit Orten wie dem legendären Düsseldorfer Club Unique nichts
anfangen kann, schafft es »Fahrradmod« so diese Faszination für
Sixties-Subkultur lebendig zu machen.
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