Das Geheimnis der Geisterinsel
Die drei ???
Kann eine US-Jugendbuchserie aus den 1960ern - hierzulande vor allem in ihrer Hörspiel-Form abgöttisch geliebt - noch Jahre nach dem größten Hype massentauglich visualisiert werden? Der erste Fragezeichen-Film scheitert an dieser schwierigen Aufgabe, ist aber dennoch sehenswert. Er scheitert, weil ein Hörspiel (sicher kaum weniger als ein Stück Literatur) nicht darauf wartet, bebildert zu werden - es braucht schlicht keine Bilder.
Vor dem Hintergrund dieser crossmedialen Unwägbarkeiten und hohen Erwartungen wich die Produktion von Studio Hamburg 2006 nach Afrika aus und damit bereits grundlegend vom Original-Setting ab. Man drehte mit vornehmlich US-amerikanischen Schauspielern an idyllischen Schauplätzen für ein neues Zielpublikum - nicht für die Nerds der ersten Stunde. 'The Secret Of Skeleton Island', die Buchvorlage von 1966, überlebte im Ergebnis nur rudimentär: Der Grieche Chris, der sich im Original an der amerikanischen Ostküste gegen den dörflichen Ausländerhass behaupten muss, ist hier ein marginalisiertes Township-Mädchen gleichen Namens.
Auch der Rest der Handlung ist kaum noch wiederzuerkennen, bedient sich aber wohlig bekannter Fragezeichen-Standards wie Geistererscheinungen, manischem Besserwissertum und sauber gesetzten Knalleffekten. Im Ergebnis steht ein eigenständiger, wunderschön bebilderter Abenteuerfilm, der Enid-Blyton'sche Naturromantik mit klassischen "Whodunnit"-Elementen kreuzt. Dass es der im Original übergewichtige und egozentrische Erste Detektiv nur als fehlerloser Womanizer in den Film geschafft hat, stellt allerdings eine unverzeihliche Mainstreamisierung der Vorlage dar.